Was, wenn das Kind nicht geplant war?
Frühe Prägungen - Teil 1
Wie sehr Gedanken, Gefühle und Erlebnisse der Eltern das Ungeborene prägen...
Viele denken, das Leben beginne mit der Geburt.
Doch in Wahrheit sind wir vom ersten Moment an Teil eines Systems – eng verbunden mit dem Erleben unserer Mutter und unseres Vaters. Dieser erste Moment ist die Zeugung alles was rund um diesen Moment erlebt wurde.
Schon von da an nehmen wir wahr, spüren, empfinden – weit mehr, als man früher glaubte.
Das ungeborene Kind ist nicht nur ein wachsender Körper – es ist ein fühlendes, reagierendes Wesen.
Die Gefühle, Ängste, Freuden und Gedanken der Mutter bilden gewissermaßen die erste Welt, die wir kennen lernen.
Die Mutter als „erste Welt“
Während der Schwangerschaft ist die Mutter für das Baby:
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Körperlicher Raum
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Emotionales Klima
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Energetisches Feld
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Und das erste Beziehungswesen
Wenn sie sich freut, spürt das Kind das.
Wenn sie zweifelt, Angst hat, sich alleine fühlt – auch das kommt an. Wie sie die Beziehung mit dem Vater empfindet - wird vom Kind genauestens wahr genommen und aufgezeichnet.
Nicht in Worten, sondern als feinstoffliche, emotionale Codierung.
Es wird gespeichert – im Körper, im Nervensystem, im Zellgedächtnis.
Diese frühen Eindrücke sind nicht rational, aber sie bilden eine tiefe innere Realität.
Das Kind versteht:
"So fühlt sich Leben an" , oder noch besser: "genau so muss es sein, damit ich leben kann."
Und was geschieht, wenn das Kind nicht geplant war?
Ein besonders sensibles Thema ist es, wenn das Kind „nicht geplant“ oder „nicht gewollt“ war.
Viele Mütter wollen das später nicht erzählen – aus Liebe, aus Schuldgefühl, aus dem Wunsch heraus, das Kind nicht zu verletzen.
Doch das Kind fühlt es oft trotzdem.
Nicht weil es jemand gesagt hätte, sondern weil etwas in seinem System spürt:
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Ich war nicht sicher willkommen.
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Ich musste mich anpassen, um bleiben zu dürfen.
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Ich war eine Überraschung, vielleicht eine Überforderung.
Wenn darüber nie gesprochen wird, kann innerlich ein tiefer Zweifel entstehen:
„Stimmt etwas mit mir nicht?“
„Bin ich zu viel?“
„Ich muss mich besonders anstrengen, um geliebt zu werden.“
Doch es gibt einen liebevollen Weg, damit umzugehen.
Es geht nicht darum, alles zu beichten –
sondern dem Kind eine ehrliche, warme Botschaft mitzugeben:
„Als ich erfahren habe, dass du unterwegs bist, war ich überrascht. Ich wusste nicht, ob ich das schaffe. Aber heute bin ich so dankbar, dass du da bist. Du hast mir gezeigt, wie viel Liebe möglich ist.“
Oder:
„Ich hatte Angst – aber du warst stärker als meine Angst. Und dafür liebe ich dich.“
Wahrhaftigkeit heilt.
Auch im Nachhinein.
Programme, die unser Leben prägen
Die Erlebnisse in dieser frühen Zeit wirken wie unsichtbare Programmierungen:
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Menschen, die ständig auf der Suche nach Zugehörigkeit sind.
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Die unbewusst glauben, sich Liebe verdienen zu müssen.
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Oder die sich immer wieder in ähnlichen Beziehungsmustern wiederfinden.
Oft liegt die Wurzel nicht in der Kindheit, sondern davor.
Im Erleben der Mutter – in jenen Monaten, wo das eigene System noch vollständig offen war.
Doch nicht nur das:
Manche dieser Muster sind viel älter als wir selbst.
Wiederholungen aus Eltern- und Großelterngeschichten
Viele Menschen spüren:
„Ich lebe etwas, das gar nicht wirklich zu mir gehört.“
Ein Gefühl, immer dieselbe Geschichte zu wiederholen.
Immer dieselbe Angst, dieselbe Belastung, dieselbe unerklärliche Sehnsucht.
Die Mutter, die selbst nicht willkommen war – kann unbewusst weitergeben, was sie nie heilen konnte.
Der Großvater, der im Krieg Schweigen gelernt hat – kann Spuren im emotionalen Erbe hinterlassen.
Die Oma, die ein Kind verloren hat – lebt oft weiter im System, auch wenn niemand mehr davon spricht.
Diese transgenerationalen Programme wirken mit – oft subtil, aber kraftvoll.
Und das ungeborene Kind nimmt sie auf wie eine Landschaft, durch die es hindurchwächst.
Was hilft?
Das Erkennen solcher Botschaften ist oft der erste Schritt:
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Wem lebe ich da etwas nach?
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Welche Gefühle gehören vielleicht gar nicht (nur) zu mir?
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Wo wiederholt sich etwas in meiner Familie – unausgesprochen, aber spürbar?
Bewusstheit schafft Abstand.
Und in diesem Abstand kann etwas Neues entstehen:
Ein eigener Weg. Eine neue Entscheidung. Eine sanfte Unterbrechung der Wiederholung.

B&S

